Die erarbeitete Freiheit

„Ich denke, also will ich!“  ist das Postulat Bagginis in einer reformierten Sichtweise über die Streitfrage: „Gibt es einen freien Willen?“, indem er berechtigte naturwissenschaftliche Kritik einbezieht, aber dennoch die Willensfreiheit als eine Art „verdiente Freiheit“ ansieht, die wir uns erarbeiten müssen, die wir „hegen und pflegen“ müssen.  Diese Art von Willensfreiheit misst die Freiheit mit menschlichem Maß. Sie geht den Mittelweg zwischen Hybris, die uns als unbedingte, vollkommen freie Wesen sieht, und dem Fatalismus, der uns als reine Marionetten irgendwelcher Naturgesetze auffasst. Sie ermutigt uns anderen Menschen gegenüber teilnahmsvoll zu sein, weil diese nicht allein verantwortlich dafür sind, wie sie sind. Andererseits spornt sie uns an, Verantwortung zu übernehmen für unser Leben. Sie erlaubt uns zu akzeptieren, dass vieles nicht in unserer Macht steht, denn das ist der einzige Weg, um überhaupt zu sinnvollen Entscheidungen zu gelangen, wie Baggini betont. Letztlich ist der freie Wille weit davon entfernt, eine Illusion zu sein. „Er ist so wirklich, wie wir selbst bereit sind, ihn Wirklichkeit werden zu lassen“.

Realistische Version der Willensfreiheit  Wie die alten Griechen schon gelehrt haben, ist eine klare Vorstellung von menschlicher Freiheit und Verantwortung auch möglich, ohne das moderne Konzept des freien Willens heranzuziehen. Gerade das macht die Idee der Willensfreiheit einzigartig. Wer behauptet, der Begriff „freier Wille“ sei uneindeutig, hat durchaus Recht. „Das besagt aber noch nicht, dass er nicht existiert. Die Debatte um den freien Willen kommt aber in der herkömmlichen Form nicht an ein Ende. Wir haben die Wahl zwischen einer unrealistischen, reinen Form der Willensfreiheit, von der sich manche noch immer nicht verabschieden wollen, weshalb sie jedes einzelne Instrument aus ihrem philosophischen Werkzeugkoffer hervorkramen, um sie zu verteidigen; und zwischen einer realistischen Version der Willensfreiheit, für die Baggini eine Lanze bricht, für Kritiker aber als zu „verwässert“ erscheinen mag.

„Ich denke, also will ich!“ als permanente zivilisatorisch-individuelle Arbeit eines jeden Menschen an sich selbst steht meiner Meinung nach in einem engerem Sinnzusammenhang mit dem Postulat Christiane Stengers „Wer lernen will, muss fühlen“. Es ist ein verantwortliches freies Handeln des Menschen innerhalb bestimmter Grenzen – im Bewusstsein dessen, dass „im Schatten eines jeden gelebten Lebens all jene Leben stehen, die wir nicht gelebt haben“.

Wolfgang Taus

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