Das Wesen der Freundschaft im Wandel der Zeit

Das Verständnis von Freundschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. So ist unsere wichtigste zwischenmenschliche Beziehung immer privater geworden, aber auch komplexer, schnelllebiger und schwieriger. Indem etwa Montaigne der Freundschaft ihren Platz im Reich des Privaten zuwies und sie aus dem Bereich der militärischen und politischen Angelegenheiten löste, die alle rein männliches Hoheitsgebiet waren, ebnete er (zumindest rhetorisch) auch den Frauen den Weg zur Freundschaft, obwohl seine persönlichen Ansichten darüber eher konservativ ausfielen. 

Die Betrachtung der Freundschaft als rein private Beziehung konkretisierte sich Schritt für Schritt, vor allem im Laufe der ökonomischen, politischen und philosophischen Entwicklungen im 18. Jahrhundert. Die Möglichkeit einer Politik im Sinne von Adam Smith, die sich auf privater Freundschaft begründet, die Hoffnung, dass Freundschaft nicht immer mit "Sezession" zu tun haben müsse, davon ist später immer wieder in philosophischen Diskursen die Rede. In seinem Werk "Politik der Freundschaft" weist etwa Jacques Derrida darauf hin, dass für die aristotelische Tradition wahre Freundschaft nur zwischen Männern von erheblichem öffentlichem Ansehen denkbar sei. Er merkt auch an, dass sich das traditionelle Bild des "Freundes" auf die gemeinsame Vorstellung davon gründet, wer "der Feind" sei. Dies stößt bei Derrida auf Misstrauen. Seine Vision ist eine neue Konzeption der Freundschaft als die Grundlage für eine neue Politik der Demokratie. Wie diese Politik aussehen könnte, das lässt Derrida offen.

Für Søren Kierkegaard etwa stand die christliche Nächstenliebe weit über der Freundschaft. Immanuel Kant und seine Nachfolger machen jeglichen moralischen Wert daran fest, dass man aus den richtigen Gründen handelt, wie auch immer die Konsequenzen ausfallen mögen. Der Konsequentialismus dagegen sieht moralischen Wert nur dort gegeben, wo das Handeln das bestmögliche Ergebnis erbringt. Das Thema Freundschaft nimmt auch im Denken und Leben von Friedrich Nietzsche einen besonderen Raum ein. Für ihn steht Freundschaft im Spannungsverhältnis zwischen Unentbehrlichkeit und zugleich Unmöglichkeit - als Aufhebung des klassischen Gegensatzes von Freund und Feind. Es ist bei ihm ein beständiges Streben zu erkennen, wahre Freundschaften zu begründen - über alle Wechselfälle solcher Freundschaften hinweg. 

Trotz der doppelgesichtigen Natur sind und bleiben nicht-moralische Werte (wie Schönheit, Liebe, Freundschaft, Charakter, Charme und Vertrauen) dennoch Werte  -  Besonderheiten, ohne die das Leben sinnlos wäre. Freundschaften halten Menschen zusammen - trotz allem. Nur das zählt am Ende.

 

 

 

Wolfgang Taus  

 

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