Rom - Von realer Macht zum Mythos

Bei der Chronik von 511 handelt es sich inhaltlich um eine ganz andere Art von Bericht als bei den Chroniken des fünften Jahrhunderts, auf die sie zwar in weiten Teilen aufbaut, deren Versatzstücke aber in abweichender Art und Weise neu kombiniert werden. So fällt auch auf, dass die Chronik so gut wie keine Informationen zur kirchlichen Entwicklung liefert und sich maßgeblich auf die Nennung einiger weniger prominenter Kirchenmänner – Ambrosius, Martinus, Augustinus, Leo – beschränkt. Offenbar war mit dem Ende Westroms, mit der damit einhergehenden Schwächung ökumenischer Bande und mit dem Wegbrechen dogmatisch-ethnischer Gegensätze durch die Katholisierung germanischer Völker auch die unmittelbare Relevanz häresiologischer Diskurse weggefallen.

Die Chronik von 511 n. Chr. weist auf eine erstaunliche Entwicklung hin, wo das Weströmische Reichs sukzessive in der Geschichte der germanischen Nachfolgereiche aufgeht. Besonders widmet sich diese Chronik den germanischen Völkern. Ihnen wird nicht mehr nur in ihrer Relation zum Römischen Reich Bedeutung beigemessen, sie werden nicht mehr maßgeblich negativ als Bedrohung charakterisiert und dienen nicht mehr als rein passive Objekte römischer Selbstbehauptungskämpfe. Die Germanen erscheinen in der Perspektive des späteren Autors vielmehr als ganz gewöhnliche Faktoren der Politik und als ganz normale geschichtliche Akteure. Es ist eher die römische Geschichte, die im Laufe des Berichts zunehmend aus dem Blickfeld gerät und letztlich nur noch auf den rein technischen Aspekt beschränkt wird, den chronologischen Rahmen für die Chronik zu liefern. 

Die reale Macht des einst mächtigen „Imperium Romanum“ verblasste mit dem allmählichen Niedergang des Weströmischen Reiches, das mit der Absetzung des weströmischen Kaisers Romulus Augustulus im Jahr 476 (bzw. mit dem Tod des letzten von Ostrom anerkannten Kaisers Julius Nepos im Jahr 480) endete. Zurück blieb ein Erbe, ja ein „Mythos von Effizienz und Macht“, der bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren hat.

                                                                                                                                                                                                                                                        Wolfgang Taus

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