Originalität beginnt mit Kreativität – mit der Schaffung eines Konzepts, das neuartig und nützlich zugleich ist. Originelle Menschen ergreifen die Initiative, um ihre Visionen zu realisieren. Das Buch von Adam Grant will die Leser davon überzeugen, dass außergewöhnliche Menschen uns in Wirklichkeit sehr viel ähnlicher sind, als wir glauben. In allen Bereichen, von Wirtschaftsunternehmen und Politik bis zu Wissenschaft und Kunst, sind die Menschen, die die Welt mit originellen Ideen voranbringen, nur selten Paradebeispiele an Selbstsicherheit und Engagement. Wenn sie Traditionen in Frage stellen und den Status quo anzweifeln, vermitteln sie vielleicht oberflächlich den Eindruck, wagemutig und selbstgewiss zu sein. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass auch sie sich mit Ängsten, Unsicherheit und Selbstzweifeln herumschlagen. Die Tendenz, an seinem Brotberuf festzuhalten, ist nicht auf erfolgreiche Unternehmer beschränkt. Es geht darum, dass in der Regel Erfolg nicht daraus resultiert, dass man allen anderen voraus ist, sondern dass man geduldig auf den richtigen Augenblick wartet. Es lohnt sich, alte Muster über Bord zu werfen, der eigenen Originalität freien Lauf zu lassen und für erfolgsversprechende Ideen einzustehen und sich voranzubringen. Grant plädiert in seinem Buch für die Schaffung von „Kulturen der Originalität“ in allen gesellschaftlichen Bereichen, um die „Welt wirklich zu bewegen“. Die Fähigkeit, die der Mensch hat, über sich und die Welt nachzudenken – bis an die Grenzen des Wissens – und sogar darüber hinaus – hat auch etwas mit „Originalität“ zu tun. Wie es der Wissenschaftsjournalist Lorenz Marti sehr gut aufzeigt, bleibt am Ende aller Erklärungen ein geheimnisvolles „Mehr“, das sich jedem Zugriff entzieht: Das „Mehr des Lebens“. Denn ein Mensch ist grundsätzlich immer mehr, als er von sich wissen kann. In diesem Sinne sind Originalität und die Fähigkeit zum Querdenken eine lebendige Kraft, um Widerstände zu überwinden und neue Wege einzuschlagen.
Wolfgang Taus
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