Weil die Zellen ihre epigenetischen Markierungen unter anderem auch als Reaktion auf Signale, die von außerhalb des Körpers kommen – etwa Ernährung, Klima oder Stress-, verändern können, besitzen Zellen aufgrund ihrer wandelbaren Epigenome eine Art „Gedächtnis für Lebensstilfaktoren und Umwelteinflüsse“.
Ein psychisches Trauma löst etwa nicht nur unmittelbar eine signifikante Stress- und Angstreaktion des Körpers aus. Sofern es wiederholt auftritt oder besonders heftig ist, verändert es auch die Epigenome in jenen Zellen des Gehirns und Hormonsystems, die Angst auslösen oder die Empfindlichkeit der Stressregulation bestimmen. In der Folge verändert sich auch die Art und Weise, wie unser Körper und Geist in Zukunft auf vergleichbare Situationen reagieren. Eine derartige epigenetische Anpassung macht sich dann möglicherweise noch Jahrzehnte später bemerkbar. Vor allem: sollte sie zudem über die Keimbahn an folgende Generationen vererbt werden, so verändert sich wahrscheinlich sogar die „biologische Prägung“ der Nachkommen, hält der Wissenschaftsjournalist Peter Spork fest.
Zentraler Punkt dabei ist: Ärzte bekämpfen in erster Linie Krankheiten. Doch Gesundheit ist nicht „die Abwesenheit von Krankheit“. Sie ist ein kontinuierlicher Prozess. Die Gesundheit ihrer Mitglieder fördert dementsprechend eine Gesellschaft insbesondere durch Prävention. Hier ist neben der Politik und der Medizin (im Sinne einer aktiven Präventionsmedizin) vor allem der einzelne Mensch gefordert, Verantwortung für seine Lebens- und auch Denkweise zu übernehmen. Denn um „gesund“ zu sein, braucht es auch ein dementsprechendes Bewusstsein, das sich „lichtvoll“ ausrichtet und nicht ständig die dunklen Seiten des Lebens in den Fokus nimmt.
Wolfgang Taus
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