Matching-Märkte oder wie freie Märkte funktionieren - Zusammenbringen, was zusammenpasst

Was bedeutet „Matching“?  Matching ist ein volkswirtschaftlicher Fachbegriff, der den Prozess bezeichnet, durch den wir die alltäglichen Dinge im Leben bekommen, für die wir uns entschieden haben, die sich aber ihrerseits auch für uns entscheiden müssen. Vieles, was perfekt zusammenpasst, findet erst auf Märkten zusammen. Und Märkte fangen, wie Liebesgeschichten, mit Wünschen an. Märkte helfen, diesen Wünschen eine konkrete Gestalt zu geben und sie zu befriedigen. Sie bringen Käufer und Verkäufer zusammen; Schüler und Lehrer; Arbeitssuchende und Arbeitgeber; und oft auch diejenigen, die sich einen Partner wünschen. Der Leserschaft soll die Welt der Wirtschaft in gleicher Weise nahegebracht werden, wie „Wanderungen mit einem Freund. Der US-amerikanischer Wirtschaftswissenschafter und Nobelpreisträger, Alvin E. Roth, versucht die Welt der Märkte und ihre Dynamiken in seinem aktuellen Buch allgemein verständlich den Menschen zu verdeutlichen.

 

Märkte existieren überall  Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, existieren Märkte „überall“; Märkte, die sich kaum oder nicht über Geld und Preise regeln lassen, sondern über den Austausch und Abgleich von Interessen – das „optimale Zusammenbringen von Wünschen zur Zufriedenheit aller“. „Matching“ entscheidet auch darüber, wenn es etwa darum geht, welche schwerkranken Patienten rare Spenderorgane zur Transplantation erhalten. Wie der Autor aufzeigt, geht es bei Weitem nicht nur um Warenmärkte, wo allein Preise bestimmen, wer was erhält. Jedenfalls erfordert ein Markt immer dann ein „Matching“, wenn der Preis nicht allein darüber entscheidet, wer etwas bekommt. Manchmal bildet sich ein Zuordnungsmuster erst im Laufe der Zeit heraus, manchmal wird es auch gezielt geplant, schreibt der Autor. Die neue ökonomische Disziplin des „Marktdesigns“, das der Autor miterfunden hat, überträgt wissenschaftliche Erkenntnisse auf Zuordnungsverfahren und Märkte auf allgemeiner Ebene. Marktdesign hilft zwar bei der Lösung von Problemen, die bestehende Märkte von sich aus nicht lösen können, hält Roth fest. Die Welt der Märkte ist „irgendwo in dem Spektrum zwischen Adam Smiths unsichtbarer Hand und dem Fünfjahresplan der chinesischen KP unter Mao Zedong“ verortet. So unterscheiden sich Märkte von einer zentralisierten Planwirtschaft dadurch, dass niemand außer den Teilnehmern selbst bestimmt, wer was erhält. Märkte unterschieden sich von einem völlig unregulierten Laissez-faire, weil die Teilnehmer wissen, dass der Markt Regeln unterliegt.

Internet-Märkte  Internet-Märkte etwa besitzen sehr präzise Regeln, denn die Regeln eines Marktes im Web müssen in der Software formalisiert werden. Heute, wo wir mit mobilen Geräten auf das Internet zugreifen können, sind wir nie weit von einem Marktplatz entfernt. Internet-Märkte hängen von den Funkfrequenz-Märkten ab, die es erst ermöglichen, dass sich etwa Smartphones in Sphären ausbreiten konnten, die zuvor nur von Fernsehen und Radio nutzbar waren.

Es ist in jedem Fall von zentraler Bedeutung, dass ein erfolgreicher Marktplatz möglichst viele Teilnehmer, die Transaktionen durchführen wollen, zusammenbringt, damit sie sich die besten Transaktionen aussuchen können. Viele Marktteilnehmer machen somit einen Markt „dicht“.

Matching-Märkte  Matching-Märkte stehen zudem vor der Herausforderung, dass sich die Teilnehmer nicht nur über die eigenen Wünsche, sondern auch über diejenigen aller anderen den Kopf zerbrechen müssen – und darüber, wie all diese anderen Marktteilnehmer wahrscheinlich handeln werden, um ihre Präferenzen zu verwirklichen, hält der Autor fest.

Jene Entscheidungen, die davon abhängig sind, was andere vermutlich tun oder lassen werden, nennt man strategische Entscheidungen. Mit denen beschäftigt sich der Autor unter anderem in der Spieltheorie. So beeinflussen strategische Entscheidungen in hohem Maße das Ergebnis vieler Auswahlverfahren – also wer dabei gut oder schlecht abschneidet. Ein Guter Markt sorgt letztlich dafür, dass die Teilnahme sicher und einfach ist.

Marktdesign - eine Geschichte von Versagen und Erfolg  Geschichten über Marktdesign beginnen oftmals mit Versagen – wenn der Markt nicht dicht genug ist, wenn sich die Überlastung nicht löst oder wenn es nicht gelingt, die Teilnahme am Markt risikolos und unkompliziert zu machen. In den in diesem Buch präsentierten Geschichten ähneln Marktdesigner eher „Feuerwehrleuten“, die zu Hilfe eilen, wenn ein Markt versagt hat, und die versuchen, einen Marktplatz neu zu gestalten beziehungsweise einen neuen Markt zu schaffen, der wieder für geordnete Ablaufprozesse sorgt.

PCs oder Smartphones als virtuelle "Marktplätze"  Tatsächlich sind die Betriebssysteme von PCs oder Smartphones „selbst so etwas wie Marktplätze“, schreibt Roth. Was diese künstlichen Sprachen – und andere Marktplätze – von natürlichen Sprachen unterschiedet, ist die Tatsache, dass sie Eigentümer und Gruppen einflussreicher Nutzer haben, die sich miteinander abstimmen können, um notwendige Änderungen am Design vorzunehmen. Je besser also die Funktionsweise von Märkten und Marktplätzen verstanden wird, umso deutlicher können wir erkennen, dass „wir in der Lage sind“ in sie positiv einzugreifen, sie neu zu gestalten, sie quasi zu „reparieren“, wenn sie ins Stocken geraten sind – und dort neue Marktplätze schaffen, wo sie nützlich erscheinen.

"Ingenieur des Marktdesigns"  Der Autor sieht sich gewissermaßen als ein „Ingenieur des Marktdesigns“ – ähnlich jener Transformationen, die etwa die Landwirtschaft oder die Medizin im Verlauf der Jahrtausende der Menschheit durchlebt hat.

Der Autor lädt in seinem hochinteressanten Buch ein zu einer Wanderung in die Welt der Märkte und ihre Funktionalitäten und Prozesse, die er mit einer Wanderung in die Welt der Natur mit all den überraschenden Details darin vergleicht. Oft entstehen wie in der Natur Märkte durch eine Art Evolution, durch „praktisches Herumprobieren“. So „schießen nicht alle Märkte wie Unkraut in die Höhe“; manche müssen wie „Treibhaus-Orchideen“ liebevoll gehegt werden.

Am Ende gesteht der Autor ein, dass Märkte von Menschen gemacht sind -  „keine natürlichen Phänomene“ also, konstatiert Roth. Jedoch mit aller Bescheidenheit sollte Marktdesign als Werkzeug angewandt werden, um Märkte wieder „zum Erblühen“ zu bringen.

 

Alvin E. Roth, Wer kriegt was und warum? Bildung, Jobs und Partnerwahl: Wie Märkte funktionieren, Siedler 2016, 304 Seiten.

 

Persönliche Bewertung: *****

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